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sudanesische Hochzeit



Wer nur schnell durch den Sudan durchreisen will, wird wohl nicht glücklich werden. Reisen hier braucht Zeit.

Dafür habe ich gerade beim Warten viele interessante Begegnungen gehabt. Um das Land wirklich zu verstehen,

muss man meiner Meinung nach dort gewesen sein. Wer die Erlebnisberichte von Reisenden (fast durchwegs

positiv und sogar begeistert) mit den aktuellen Pressemeldungen vergleicht kann kaum verstehen, dass es sich

um das gleiche Land handelt.

Im Jahr 1999 reiste ich zum erstenmal mit Freunden durch den Sudan. Anlass war die Hochzeit eines sudanesischen

Freundes. Schon damals war ja eigentlich nichts -und wenn dann nicht viel Positives- über dieses Land in

unserer Presse zu lesen. Diese Reise war aber so eindrucksvoll und schön, dass ich da unbedingt wieder hinwollte.


Die Reiseführer von 1999 sind immer noch 'aktuell' -weils seitdem keine neuen gibt,aber der Sudan hat sich

schon verändert. Nicht zuletzt viele neue Teerstraßen und Handys und Internet. Die sudanesische Gastfreundschaft

hat sich glücklicherweise erhalten.



Die Hochzeitsfeier


Eines ist allen klar. Wenn das große Festzelt endlich leer ist und die Musik verstummt, wird Sie ihre Jungfräulichkeit verlieren. Vielleicht interpretiere ich hier zu viel, aber man könnte beinahe den Eindruck gewinnen, dass diese Tatsache einer der Gründe für ihr schüchternes ein wenig überfordert wirkendes lächeln ist.


Noch brummt das Zelt vor Leben und die Laken bleiben vorerst unbefleckt. Ein tanzender Kreis hat sich um das Paar gebildet und die Band gibt ihr Bestes, Trommelfelle erzittern zu lassen. Den ganzen Tag über war hier der Teufel los. Die ersten Gäste, unter denen auch wir uns befanden trafen schon in der Nacht zuvor ein. Nach dem Frühstück fuhren zwei, mit Gästen beladene Busse vor, um der Schließung des Ehevertrags beizuwohnen und die Berge von Essen zu vernichten. Knapp 1000 Gäste sollen es sein, die den weiten Weg auf sich genommen haben, nur um zwei Stunden später schon wieder in ihr klimatisiertes Gefährt zu steigen und die vier Stunden zurück zu fahren. Gesehen und gesehen werden ist hier wohl das Sprichwort der Stunde.


Hauptsächlich ältere Männer mit Sonnenbrille, im typisch sudanesischen Weißen Umhang, der Galabia haben das Zelt kurzzeitig bevölkert. Auf meine europäischen Augen wirkte das ein wenig wie eine Versammlung saudiarabischer Ölprinzen. Vor purpurnen Zeltwänden erstrahlten weißes Leinen und Turbane. Halb Geh-Hilfe, halb Statussymbol schwenkten alte Männer ihren Stock. Nach zwei Stunden Völlerei stand mein Bauch kurz vor der Explosion. Und plötzlich war der Spuk vorbei, das Zelt nur noch halb gefüllt und von den Bussen blieben nur schwarze Abgaswolken und die Spuren im Sand.


Gegen Abend wiederholt sich das Spiel, nur dass das große Fressen am Nachmittag plötzlich nur noch wie ein billiger Abklatsch, oder die verpatze Generalprobe wirkt. Das riesige Zelt ist voller Menschen, die erneut mit großen Reisebussen aus der Hauptstadt gekarrt wurden. Auf der einen Seite pflanzen sich die korpulenten Frauen auf ihre viel zu klein wirkenden Plastikstühle und richten ihren Blick auf die Tanzfläche. Auf der anderen Seite sitzen die Männer und schauen etwas gelangweilt in der Gegend herum. Diese Hochzeit apart zu nennen, könnte angesichts der sich gegenseitig anstarrendenden Stuhlreihen als Wortwitz dienen, wobei der Bezug zur Geschichte Südafrikas mir sinnvoller erscheint. Nur die enge Freunde und Familie tanzt in der Mitte in zwei geschlechter-getrennten Gruppen. Der Rest, der laut Gerüchten aus 1500 Gästen bestehenden Versammlung, bleibt auf ihren Stühlen sitzen. Von der ohrenbetäubenden Musik zum Schweigen verdammt, begnügen sie sich damit das Spektakel auf dem Fernseher zu betrachten. Das ist durchaus sinnvoll, wenn man aus der letzten Reihe einen Blick auf die Tanzenden werfen möchte. Überall stehen Flachbildschirme und strahlen die Bilder einer der drei Kameras live aus. Die Regie sitzt an ihren Computern und wählt das interessanteste, aufregendste Bildmaterial aus. Kaum erwähnenswert, dass die Gruppe Weißer, die versuchen sich zu den sudanesischen Klängen zu bewegen, – meine Ohren würden es wohl böswillig einfach als „Lärm“ bezeichnen – zu den beliebtesten Opfern zählen.


Das Paar selbst ist an diesem Tag erst spät abends für kurze Zeit zu sehen. Bestaunt vom Publikum und belästigt von den Kameras betreten sie feierlich den roten Teppich und nehmen Kurs auf die freie Fläche in der Mitte. Sie tanzen umringt von Menschen ihren Hochzeitstanz zu amerikanischer Trash-Musik und halten sich schicklich an den Händen.


Seltsamer Weise stehen Familie, ihr Ansehen eher im Fokus als das Paar selbst. Die Braut selbst verbringt ihren Tag in sämtlichen Schönheitssaloons der Stadt und bekommt von der Veranstaltung kaum etwas mit. Und die Gäste sind oft mehr damit beschäftigt nach Partnern für die nächste Hochzeit zu suchen. Es soll sogar vorkommen, dass heiratswillige Männer sich ihre Braut in den Filmen von Hochzeiten suchen auf denen sie nicht einmal gewesen sind. Ein wenig unromantisch wirkt das ganze, wobei mir auch erzählt wird, dass die meisten aller Eheschließungen mittlerweile Liebeshochzeiten sind.


Da die Schwester meines Mitbewohners die schüchterne Braut ist, gehöre ich zum engeren Bekanntenkreis und tanze zwischen den geschlechtlichen Fronten der Hochzeitsgesellschaft. Plötzlich taucht eine winzig kleine Greisin mit runzliger Stirn und riesiger 70er Jahre Brille in dem hauptsächlich aus Männern bestehenden Kreis auf. Sie schnippt mit den Fingern und wippt im Takt der Musik. Ihr fast ironisch wirkendes Lächeln und ihr offensichtlicher Spaß an der Musik sind wahrhaft ein Lichtblick an diesem Abend.


Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen, dass mir das ganze, trotz gutem ethnologischen Willen die Dinge aus lokaler Sicht zu betrachten, nicht so ganz geheuer vorkommt. Auch meine Freunde, die mich in dieses Zelt entführt haben, scheinen das ganze nicht so richtig zu genießen und die Gesichter der Gäste – oder vielleicht die des Publikums – sehen auch eher gelangweilt aus. Vielleicht liegt es daran, dass theoretisch jeder Bewohner dieses Landes eingeladen ist, solange er ein „Familienmitglied“ oder „ein Freund eines Familienmitglieds“ oder „ein Bekannter eines Freundes eines Familienmitglieds“ ist. Wer zwei und zwei zusammenzählt, kann sich ungefähr die Zahl der Hochzeiten vorstellen, die es im Laufe eines Jahres zu besuchen gilt. Weihnachten wäre auch langweilig wenn jede Woche eine neue zu Tanne schmücken wäre.


Was der ganze Spaß am Ende kostet, besonders im Vergleich zu einem sudanesischen Durchschnittsgehalt möchte ich mir gar nicht vorstellen.


  



Ethnizität und Sprachen


Der Sudan ist ein Vielvölkerstaat mit etwa zwanzig größeren Ethnien,ihren mehreren hundert Untergruppen und

kleineren Ethnien. Durch die Vielzahl von Konflikten und daraus resultierenden Vertreibungen variieren die

Informationen und Statistiken.


zur ethnischen Gliederung des Landes. Auch die Volkszählung von 2008 konnte dazu, aus den oben o.g. Gründen,

keine Informationen liefern. Sehr grob vereinfacht steht der arabisierten und islamischen Bevölkerung in den

nördlichen Landesteilen die schwarzafrikanische Bevölkerung des Südens gegenüber, die sich zumeist zum Christentum oder zu traditionellen Religionen bekennt. Dabei ist der für die Bevölkerungsgruppen des Nordsudan verbreitet genutzte Begriff "Araber" keine ethnische Bezeichnung sondern eher ein Sammelbegriff für die Bevölkerungsteile mit gleichem sprachlich/kulturellen Hintergrund. Im eigenen Selbstverständnis würden sich nur wenige Nordsudanesen als Araber bezeichnen. Größere arabische Gruppen wie z.B. die Ja'aliyin und die Shayqiya,traditionell Bauern und Viehzüchter, stellen zumeist auch die politische und wirtschaftliche Bildungselite der nordsudanesischen Gesellschaft.


Größtenteils als Kamel- und Rindernomaden leben die Kababish in Nord-Kordofan und die Baggara im östlichen Darfur und Süd-Kordofan. Immer wieder zu schweren Ausschreitungen führt der Konflikt zwischen den zu den nomadischen Baggara gehörenden Misseriye aus dem Süden Kordofans, die ihre Herden traditionell in die zwischen Nord- und Südsudan umstrittene Region Abyei treiben und den hier ansässigen Ngok-Dinka. Zu den bekanntesten nichtarabischen Gruppen des Nordsudan gehören z.B. die beiderseits der ägyptisch-sudanesischen Grenze am Nil lebenden Nubier und die Volksgruppen Darfurs, darunter die Zaghawa, deren ökologisch bedingte Abwanderung aus Norddarfur u.a. als einer der Gründe des Darfur-Konflikts angesehen wird und die vornehmlich Hirseanbau betreibenden Fur, die der Region den Namen gaben (Dar Fur - Land der Fur), sowie die im ariden Ostsudan am Roten Meer Kamelnomaden lebenden Beja.


Im Südsudan, der als das ethnisch vielfältigste Gebiet der Region gilt,das in unabhängigen Clans organisierte

rinderzüchtende Hirtenvolk der Dinka mit 2,5 bis 3 Mio. Menschen die größte und dominante Volksgruppe. Mit

diesen leben die ebenfalls rinderzüchtenden Nuer in einem traditionellen Konfliktverhältnis.

Während des Bürgerkrieges gipfelte dieses in einer Abspaltung von der Dinka-dominierten SPLM. Die weiteren größeren Volksgruppen im Süden sind z.B. die am Weißen Nil nördlich der Nuer Ackerbau und Fischerei betreibenden Schilluk, die im semiariden Südosten an der Grenze zu Kenia als halbnomadische Viehzüchter lebenden Toposa und die Azande aus den südwestlichen Regenwaldgebieten des Südsudan. 


Die größeren Ethnien sind oft in Untergruppen gegliedert, die fast alle über eine eigene Sprache verfügen.

Amtssprachen im Sudan sind seit dem Friedensabkommen von 2005 Arabisch und Englisch.Sudanesisches Arabisch wird von der Mehrzahl der Sudanesen, vor allem im Norden, gesprochen und war vor dem Friedensabkommen die einzige Amtssprache im Sudan. Dieses dokumentierte den politischen Willen der Machthaber Teil der arabischen Welt zu sein.


Neben ihrer Muttersprache spricht die Mehrheit der Sudanesen Arabisch als lingua franca, wenn auch oft sehr

vereinfacht. Im Süden wird unter anderem Juba-Arabisch gesprochen und außerdem ist Englisch sehr verbreitet.

Nach der Verfassung können untere administrative Ebenen per Gesetzgebung,ergänzend zu Arabisch und Englisch,

andere Nationalsprachen als zusätzliche amtliche Arbeitssprache auf ihrer Ebene anerkennen.


Es wurden etwa 142 lebende Sprachen und eine Vielzahl von Dialekten dokumentiert. Ein Beispiel für die Vielzahl

der Sprachen stellt die Bevölkerungsgruppe der Nuba in den Nuba-Bergen Zentral-Sudans dar, die keine einheitliche

ethnische Gruppe darstellt. Die Hauptsprachen im Süden sind die der Dinka-Sprachfamilie,Nuer, Schillu,Anuak,

Acholi, Toposa; im Westen Fur, Haussa, Azande und Katcha-Kadugli-Miri; im Nordosten Bedawi und im Südosten

Berta und Bari.



 

All copyrights are reserved © Salah Suleiman,  Schopfheim 23.Oct.2001

  

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